Zur Ausstellung: wilds.of.the.web
Timo Ullmann
wilds.of.the.web
verlängert bis 6. Juli 2014
In Video- und Klang-Installationen thematisiert Timo Ullmann das Internet als multidirektionales Medium, das sämtliche Nutzer weltweit in Echtzeit vernetzt und aufgrund dieser medienspezifischen Eigenschaften beeinflusst. Die Ausstellung im Tiefparterre zeigt aktuelle Arbeiten, die sich der Wildnis im Kontext des Cyberspace annehmen. Untersucht werden Schnittstellen, wo Wildnis auf Medium, Kontrolle auf Eigendynamik, inszenierte Räume auf Naturbilder treffen.
Der romantisch geprägte Wildnisbegriff ist mit einer Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Abenteuer, Leidenschaft und individueller Freiheit konnotiert. Als symbolischer Gegenpol der zivilisierten Ordnung liegt der Reiz im Entzug von Kontrolle und der Beziehung dazu. Während die Wildnis zunehmend kultiviert, geformt, vermarktet und aus der Natur verdrängt wird, wächst das Internet zu einem eigendynamisch wilden Territorium. Im Sinne einer Beobachtung der Beobachtung beleuchtet der Künstler die Wildnis aus verschiedenen Blickwinkeln und regt zur Reflexion der eigenen Wahrnehmung an.
desire.diorama
In der Videoprojektion werden Räume gezeigt, die als Kulissen für erotische Livestream-Shows dienen. Online wurden die bezahlten Darsteller für die Aufnahmen aus dem Bild der Webcam geschickt. Die mit Naturbildern tapezierten Zimmer werden zum Subjekt und schlagen eine Brücke zwischen inszenierter Privatsphäre und ästhetisierter Wildnis. Diese irritierende Kombination betont die Konstruktion, Vermarktung und Sehnsucht nach Wildnis mit einer Analogie von Natur und Erotik.
sublime.edge
Parallel gezeigte Landschaftsansichten kreieren ein fragmentiertes Panorama und erinnern an eine Ausstellung romantischer Gemälde oder aber an Überwachungsmonitore. Die vom Künstler arrangierten Webcam-Ansichten entziehen sich durch die Live-Übertragung direkter Kontrolle. Die minim bewegten Bilder bieten einen distanzierten Blick auf die Ränder der Wildnis und kreieren Spannung durch Absenz/Präsenz.
net.work
Dem romantisierten Bild der Wildnis wird eine Installation gegenübergestellt, die auf wilde medienspezifisch Aspekte des Internets fokussiert. In einem geschlossenen Netzwerk von vier Computern kreisen Bild und Ton. Von einem weissen Bild und weissem Rauschen ausgehend, produziert das kybernetische Feedbacksystem eigendynamisch Inhalte und entwickelt im Closed Circuit selbstreferenzielle Bilder und Sounds.