Zur Ausstellung: Krieg ohne Krieg
Meinrad Schade
Der laute Schrei der Stille
27. Januar – 9. April 2017
Meinrad Schades Fotografien zeigen das Leben derer, die überlebt haben. Seit
mehr als zehn Jahren bereist Schade mit seiner Kamera Krisengebiete im
heutigen Russland, in Staaten der ehemaligen Sowjetunion oder in Israel und
dem Westjordanland.
In eindrücklichen und klaren Bildern legt er offen, wie Land
und Bevölkerung nach dem Ende der Kriege weiterleben und in den einstigen
Schauplätzen von Tod und Zerstörung zum Alltag zurückkehren. Eine Normalität
des Schreckens wird dabei sichtbar, die in ihrer grotesken Erscheinung an eine
Inszenierung erinnern möchte; doch wird schnell und schmerzhaft klar, dass
Schade zeigt, was ist, was war und was werden wird. Die von ihm
dokumentierten Menschen, Orte und Landschaften scheinen sich in einem
Vakuum an Zeit zu befinden: In einem Zwischenraum von Gestern und Heute, in
dem zuletzt das Ende des einen Krieges nur das Warten auf den nächsten
bedeutet. Schades Motive machen deutlich, wie ähnlich sich die Schicksale derer
sind, die mit Krieg und Zerstörung leben und warum gerade in diesen fragilen
Zwischenräumen eine Faszination dafür weiterlebt.
Meinrad Schades Fotografien besitzen eine Eindrücklichkeit und Schlagkraft, die
der eines lauten Schreis in einer lange verlassenen Landschaft gleicht. Es ist ein
Schrei inmitten einer trügerischen Stille, der vom Ausbleiben der Hoffnung
erzählt.
Barbara Marie Hofmann, 2016